Geschichte
Von Stuttgart über Ehingen nach Tübingen –
das Ambrosianum von 1958 bis heute
Von Stuttgart über Ehingen nach Tübingen –
das Ambrosianum von 1958 bis heute
1958 sah der Gründer des Ambrosianums, Oberstudiendirektor Dr. Alois Rölli, die Chancen des Zweiten Bildungswegs für die Diözese Rottenburg. Er gründete das Ambrosianum unter großem persönlichen Einsatz als eine Bildungseinrichtung für katholische junge Männer, die nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung das Abitur nachholen wollten, um Priester zu werden.
Pfarrer Rölli hatte nicht wenige Widerstände zu überwinden. Die ersten Unterrichtsstunden fanden im Studierzimmer des Gründers statt. Das Honorar für die Lehrer zahlte er zunächst aus eigener Tasche.
Schon bald etablierte sich das Ambrosianum. 1965 wurde in Stuttgart-Sommerrain ein 12 Klassenzimmer umfassendes Schulgebäude und ein Internat mit 70 Zimmern fertiggestellt.
Seit Frühjahr 1970 steht das Ambrosianum für alle Männer und Frauen offen, die einen kirchlichen Beruf anstreben. Gleichzeitig wurde zusätzlich der einjährige sprachliche Zug eingerichtet, der bis heute existiert und Abiturienten die Möglichkeit bietet, die für das Theologiestudium notwendigen Sprachen zu erlernen.
1983 wurde das Ambrosianum grundlegend umgestaltet. Aufgrund steigender Schülerzahlen und der unterschiedlichen Eigenart der einzelnen Fachzüge wurden Teilbereiche ausgegliedert: Das Spätberufenenseminar ging in das seit 1959 exitierende Kolleg St. Pirmin in Sasbach in der Erzdiözese Freiburg über.
In Stuttgart wurde das Albertus-Magnus-Gymnasium gegründet, das auf den Ersten Bildungsweg ausgerichtet ist. Das einjährige Sprachenjahr schließlich wurde nach Ehingen an der Donau in das dortige Kolleg Sankt Josef verlegt.
Mit nach Ehingen gewandert ist der Name: Ab 1983 war das Ambrosianum nicht mehr das Spätberufenenseminar in Stuttgart, sondern das Theologische Vorseminar in Ehingen.
Dort konnten Abiturienten das Große Latinum, das Hebraicum und das Graecum als Vorbereitung für ein Theologiestudium erwerben. Die Bilder entstanden im Schuljahr 1991/92.
2008 entschied die Diözese Rottenburg-Stuttgart, das Ambrosianum von Ehingen nach Tübingen in die Räume des Johanneums zu verlegen. In diesem Zusammenhang wurde beschlossen, den Gebäudekomplex des Johanneums grundlegend zu sanieren bzw. zu erneuern.
Im September 2009 zog das Ambrosianum nach Tübingen. Die Konzeption des Programms wurde gleichzeitig weiterentwickelt. Die ganzjährigen Kurse wurden um Elemente ergänzt, die der Berufs- und Berufungsorientierung sowie der Vorbereitung auf das Studium dienen. Die Nähe zu den Ausbildungseinrichtungen der Diözese und zur Katholisch-Theologischen Fakultät ermöglichten nun außerdem neue Orientierungsmöglichkeiten auf dem Weg zu einem Theologiestudium und einem kirchlichen Beruf. Das Ambrosianum in Tübingen war von nun auch an der Durchführung des Propädeutischen Kurses für die Priesterausbildung der Diözese Rottenburg-Stuttgart beteiligt.
Nachdem das Ambrosianum zunächst für drei Jahre provisorisch im Wilhelmsstift untergebracht war, konnte 2012 das renovierte und erweiterte Johanneum bezogen werden. Zwei Jahre lang war an der Anlage rund um die alte Gründerzeitvilla “Villa Bruns” gebaut worden. Die Gebäude des Johanneums beherbergen heute neben dem Ambrosianum auch das Theologische Mentorat und die Diözesanstelle Berufe der Kirche.
Mit dem neuen Standort mitten auf dem Campus der Universität Tübingen boten sich dem Ambrosianum auch neue Möglichkeiten der Vernetzung. In den Jahren 2017 und 2018 entstand die Idee, in Kooperation mit der Universität Tübingen, künfig neben dem Sprachenjahr ein zweites Programm, das Orientierungsjahr „Ambrosianum College“ anzubieten. Angesichts einer Vielzahl von Studiengängen und Ausbildungsangeboten fällt es vielen Abiturientinnen und Abiturienten schwer, ihre Studienwahl zu treffen. Ziel des Ambrosianum College sollte es sein, junge Menschen in die Welt der Universität einzuführen und bei der Studienwahl und damit ihrer Berufungsfindung in einem weiten Sinne zu unterstützen.
Im Kursjahr 2017/2018 war es soweit – erstmals konnte ein eigener „College-Kurs“ am Ambrosianum angeboten werden. Er umfasst neben dem Orientierungsstudium an der Uni vor allem Kurse zur Persönlichkeitsbildung, sowie zur fachlichen wie überfachlichen methodischen Qualifikation. Aus dem Theologisch-Propädeutischen Seminar wurde ein umfassenderes Propädeutisches Seminar.
Seitdem wird das Programm des College kontinuierlich weiterentwickelt. Seit dem Kursjahr 2021/2022 ist z. B. ein Jahresthema und eine Jahresarbeit fester Bestandteil des College-Programms. Ein wichtiger Baustein ist auch das individuelle Berufungscoaching, das jeder/jedem Collegiatin/Collegiaten angeboten wird.
Der Kooperationspartner aufseiten der Universität Tübingen ist das Tübinger Forum für Wissenschaftskulturen, das die Kontakte zu den Fakultäten der Universität herstellt und Kurse für das Ambrosianum College organisiert.